Abschlussarbeit Globisch
Globisch, L. (November, 2016). Mathematische Leistung im Dekadenvergleich: 1980 vs. 2000er vs. 2010er. Das Hamburger Modell für Begabungsforschung und Begabtenförderung im Bereich der Mathematik.
Sowohl zeitliche als auch Geschlechtereffekte zeigen sich im Bereich der mathematischen Begabung. Die Herausforderung für Förderprogramme ist es, sich solchen Einflüssen bewusst zu werden und auf sie zu reagieren. In der folgenden Untersuchung werden die seit 1983 erhobenen und vorhandenen Daten der Talentsuche Mathematik, ein Projekt der William-Stern-Gesellschaft, hinsichtlich der oben genannten Effekte analysiert und eine Beurteilung zur aktuellen Entwicklung abgegeben.
Innerhalb der Talentsuche werden zur Begabungsidentifizierung zwei sich ergänzende Testverfahren verwendet, der German Scholastic Aptitude Test - Mathematics (GSAT-M) misst dabei das mathematische Wissen und der Hamburger Test für mathematische Begabung (HTMB) die mathematischer Kreativität. Zur Untersuchung des zeitlichen Einflusses und möglicher Geschlechtereffekte werden die jährlich erhobenen Daten in drei Dekaden unterteilt und durch Varianzanalysen für das jeweilige Testverfahren analysiert. Ergänzend dazu wird mit Hilfe eines reduzierten Samples eine dreifaktorielle Varianzanalyse zur Untersuchung der Wechselwirkung beider Testverfahren durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass es eine Überlegenheit der Jungen hinsichtlich des mathematischen Wissens, jedoch keine Geschlechterunterschiede in der mathematischen Kreativität gibt. Dekadeneffekte konnten in beiden Bereichen lediglich in Wechselwirkung mit dem Geschlecht gefunden werden. Dabei schneiden auch hier die Mädchen über alle Dekaden durchschnittlich schlechter im mathematischen Wissen ab. Bezugnehmend auf die explorative Varianzanalyse mit Messwiederholung und die damit nachgewiesene Wechselwirkung beider Testverfahren, konnte zudem ein durchschnittlich besseres
Abschneiden der Mädchen im HTMB und weiterhin eine durchschnittlich bessere Leistungen der Jungen im GSAT-M gezeigt werden.
Insgesamt wurde also lediglich die Relevanz des Geschlechts, abhängig von unterschiedlich ausgeprägten Eigenschaften mathematischer Begabung, aufgezeigt. In Bezug darauf erweisen sich die verwendeten Testverfahren als besonders vorteilhaft. So können beide Geschlechter, trotz individueller Begabungsausprägung, durch die kompensatorische Entscheidungsfindung in einen Förderkurs aufgenommen werden. Zukünftig sollten Möglichkeiten zur Stärkung des weiblichen Anteils innerhalb der Talentsuche entwickelt werden. Sowie die Verbesserung der Gütetransparenz der verwendeten Testverfahren.