Abschlussarbeit Ketelsen
Ketelsen, R. (Oktober, 2016). Ich bin mir nicht sicher - Raten Jungen mehr und Mädchen lassen eher aus? Eine quantitative Untersuchung der Talentsuche Mathematik für Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen von 2006 bis 2015.
Geschlechtsunterschiede in Mathematik sind ein viel erforschtes Thema, das gerade im 21. Jahrhundert durch die fortschreitende Technologisierung von großer Bedeutung und Aktualität ist. Bei der Erfassung der mathematischen Fähigkeiten durch standardisierte Tests kann es durch ein unterschiedliches Antwortverhalten der Geschlechter zu Ergebnissen kommen, die die wahren Geschlechtsunterschiede nicht korrekt widergeben. Anhand der Talentsuche Mathematik, bei der besonders mathematisch befähigte Kinder der 6. Klassen für die Talentförderung nach dem Hamburger Modell ausgewählt werden, sollte in dieser Studie untersucht werden, ob sich die Mädchen und Jungen (N = 1857) der Testungsjahre 2006 nos 2015 in ihren mathematischen Fähigkeiten unterscheiden. Außerdem sollte untersucht werden, ob ein unterschiedliches Auslass- und Rateverhalten der beiden Geschlechter besteht, das für einen Teil der Unterschiede verantwortlich sein könnte. Die Ergebnisse zeigten, dass die Jungen signifikant bessere Testergebnisse im GSAT-M erzielten als die Mädchen, t(1207.916) = -7.121, p < .001, η2 = 0.03. Nach einem Stichprobenmatching (N = 1158) zur Kontrolle der mathematischen Fähigkeitsausprägung zeigte sich kein signifikanter Effekt des Geschlechts auf die Anzahl ausgelassener Aufgaben und die Anzahl der Fehler, die das Rateverhalten repräsentierten, V = 0.003, F(2, 1155) = 1.794, p = .167, η2 = 0.003. Eine explorative Analyse der Auslasser nach Differenzierung in nicht erreichte Aufgaben und bewusst ausgelassene Aufgaben ergab ebenfalls keine Unterschiede zwischen den Mädchen und den Jungen. Das Antwortverhalten schien demnach in dieser speziellen Stichprobe einen ähnlichen Effekt auf die Testergebnisse der beiden Geschlechter zu haben. Mögliche Gründe für diese Ergebnisse werden diskutiert.