Abschlussarbeit Ohligschläger
Ohligschläger, M. (August, 2017). Lassen sich subjektiv berichtete Veränderungen von Verhalten und Erleben in unterschiedlichen Lebensbereichen ausmachen, die auf langfristige Effekte der Beratung durch die Beratungsstelle der William-Stern-Gesellschaft für Begabungsforschung und Begabtenförderung e.V. (WSG) hinweisen?
Die Hochbegabtenberatungsstelle der William-Stern-Gesellschaft für Begabungsforschung
und Begabtenförderung e.V. (WSG) unterstützt potenziell hochbegabte Kinder und
Jugendliche sowie ihre Familien durch wissenschaftlich fundierte Diagnostik und
Beratung. 34 Familien, die den Beratungsprozess der WSG zwischen 2009 und 2017
durchlaufen haben, wurden – teilweise zum wiederholten Mal – zu den von ihnen
wahrgenommenen Veränderungen von Erleben und Verhalten durch die empfohlenen
Maßnahmen befragt. Ihre Aussagen wurden in Hinblick auf mögliche langfristige Effekte
durch die Beratung analysiert. Bei der Mehrheit der Befragten haben sich aus der Beratung
langfristige Veränderungen ergeben. Die Familien, die Veränderungen in der
Wahrnehmung ihres Kindes und im Umgang mit dem Kind (Art) intensiver
wahrgenommen haben, tendierten eher dazu, diese Veränderungen auch als langfristig zu
bewerten. Eine stark positive Wahrnehmung (Ausmaß) unterstützt diese Tendenz.
Familien, die schulische Maßnahmen umgesetzt haben, berichten signifikant häufiger
davon, langfristige Veränderungen als Resultat der Beratung bzw. den ausgesprochenen
Empfehlungen erlebt zu haben als Familien, die keine schulischen Maßnahmen ergriffen
haben. Ob sich das Anliegen, das die Familien dazu gebracht hatte, eine Beratung durch
die WSG in Anspruch zu nehmen, aufgelöst hat, hat keinen Einfluss auf langfristige
Veränderungen. Ein zentraler Punkt der Veränderungen nach sich zieht, ist laut Aussage
der Eltern der ermittelte IQ. Dieser scheint dazu beizutragen, dass bestehende
Unsicherheiten der Eltern aufgelöst bzw. deren Vermutungen bestätigt werden. Die Eltern
bringen ihren Kindern in Folge dessen mehr Vertrauen entgegen, was zu weniger
Konflikten und einem insgesamt größeren Einvernehmen führt. Obwohl viele Familien mit
der Erwartung von Beratung als Bestätigung an die Beratungsstelle herangetreten sind,
konnte gezeigt werden, dass sich als Folge des Beratungsprozesses die Fähigkeit zur
Selbsthilfe entwickelt hat. Dies eröffnet eine weitere Dimension von Langfristigkeit: Durch
die erfolgreiche Selbsthilfefähigkeit, angestoßen durch die Beratung, können die Familien
nun selbst Probleme verstehen und eigenständig Lösungen konzipieren.