Abschlussarbeit Wulff
Wulff, T. (2019). Charakteristika des Need for Cognition in der spezifischen Gruppe mathematisch besonders begabter Schülerinnen und Schüler.
Was zeichnet einen zu Höchstleistungen fähigen und bereiten Menschen aus? Eine Eigenschaft, die immer öfter in Zusammenhang mit kognitiven Fähigkeiten und Leistungsbereitschaft gebracht wird, ist das „Need for Cognition“ (NFC). Cacioppo und Kollegen konzeptualisierten 1984 erstmals dieses Konstrukt als ein Bedürfnis nach kognitiver Anstrengung und als Freude an intellektuellen Herausforderungen (Cacioppo, Feng Kao & Petty, 1984). In den letzten Jahren ist im Hinblick auf den Zusammenhang des „Need for Cognition“ mit schulischen Leistungen (Greiff, Luong, Preckel, Strobel, Vainikainen & Wollschläger, 2017) und mit Hochbegabung (Meier, Preckel & Vogel, 2014) viel geforscht worden. Zusätzlich weist das „Need for Cognition“ Zusammenhänge mit intellektuellen Fähigkeiten auf (Brocke, Enge, Fleischhauer, Strobel, Strobel & Ullrich, 2010; Cacioppo, Feinstein, Jarvis & Petty, 1996). Ziel dieser Arbeit war es, diese Erkenntnisse zu vereinen und das „Need for Cognition“ in einer Teilstichprobe mathematisch besonders begabter Schüler1 zu untersuchen. Darüber hinaus wurde das „Need for Cognition“ als Auswahlkriterium für Begabte in der Talentsuche Mathematik geprüft. Dazu wurde die Intelligenz von 36 Schülern eines Jahrganges der Talentförderung mithilfe des PSB-R 6-13 erhoben und ihr „Need for Cognition“ mit dem NFC-Teens-Fragebogen erfasst. Zudem wurden die, während der Talentsuche im März 2018 erhobenen, mathematischen Leistungen der Versuchsteilnehmer in die aktuellen Analysen aufgenommen. Es wurde vermutet, dass das „Need for Cognition“ in dieser spezifischen Begabtenstichprobe signifikant höher ausfällt, über einen Zeitraum von 10 Monaten hinweg jedoch abnimmt. Zudem wurde untersucht, ob sich das „Need for Cognition“ weiterhin als Pädiktorvariable für die mathematische Leistung eignet. Die erste Hypothese wurde bestätigt, die Ausprägung der „Need for Cognition“-Werte lag signifikant über der einer Vergleichsstichprobe. Deskriptiv zeigten sich Hinweise auf eine Abnahmetendenz wie in der Gesamtpopulation. Die Vorhersage der mathematischen Leistungen durch den „Need for Cognition“ war nicht signifikant. Die Ergebnisse weisen auf einen besonderen Einfluss des „Need for Cognition“ in Begabtenstichproben hin, dessen Richtung und zugrundeliegende Mechanismen differenzierter untersucht werden sollten.
1 – für einen besseren Lesefluss wurde hier die männliche Form stellvertretend für beide Geschlechter verwendet