Unsere Arbeit
So forschen wir!
Teamarbeit wird für Organisationen immer wichtiger. In Teams können Ressourcen besser gebündelt und kombiniert werden, um komplexe Aufgaben zu bewältigen und schnell auf wechselnde Außernanforderungen reagieren zu können. Teams sind der Motor für Innovationen. Maßgeblich für ihren Erfolg ist dabei, wie gut die Teammitglieder miteinander zusammenarbeiten. Das Interaktionsverhalten im Team bildet die Grundlage für Entscheidungs- und Kreativitätsprozesse in Teams, steuert die Teamleistung und beeinflusst das individuelle Wohlbefinden und die Arbeitseinstellungen der Teammitglieder.
In unserem TeamLab können wir diese Teaminteraktionen und daraus resultierende Dynamiken mithilfe professioneller Verhaltensbeobachtung greifbar machen. Gemeinsam mit unserem Netzwerk an interdisziplinären Kooperationspartner:innen führen wir verschiedene Studien durch und veröffentlichen unsere Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung automatisierter Beobachtungsverfahren, um langfristig den menschlichen Kodieraufwand bei der Auswertung zu reduzieren und Echtzeit-Feedback über das Interaktionsgeschehen in Teams zu entwickeln.
Forschung
Je nach Forschungsfrage werten wir die im TeamLab erhobenen Daten mit unterschiedlichen Methoden aus. Der Fokus liegt immer auf dem tatsächlich gezeigten verbalen oder nonverbalen Verhalten der Teammitglieder. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht unserer Methoden.
Gesprächszeitanalyse
Für viele Fragestellungen ist es zunächst spannend sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welches Teammitglied wieviel zur Diskussion beigetragen hat. Hierbei geht es (noch) nicht darum, was inhaltlich beigetragen wurde, sondern um die reine Sprecherzeit (z.B. Häufigkeiten, Dauer, Gesprächsanteile). Wir setzen zur Auswertung unserer Beobachtungsvideos eine Softwarelösung zur quantitativen Analyse ein. So können wir auf die Sekunde genau festhalten, wer wann etwas gesagt hat.
Verhaltenskodierung
Die softwaregestützte Verhaltenskodierung erlaubt es Videodateien so feingliedrig zu annotieren, dass wir die Abfolge einzelner Verhaltensweisen analysieren können. Hierbei verfolgen wir in der Regel einen quantitativen Ansatz und arbeiten mit vorab definierten Kodiersystemen. Kodieren heißt in diesem Zusammenhang, dass kleinste Verhaltenseinheiten (z.B. ein Satz, der geäußert wurde) einem Verhaltenscode (z.b. dem Code "Frage") zugeordnet werden. Dadurch lässt sich der Verhaltensstrom sukzessive kategorisieren. Wir können zum Beispiel quantifizieren, wieviele Lösungsvorschläge, Probleme oder Jammeräußerungen in einem Meeting gefallen sind. Über die reinen Häufigkeiten hinaus interessiert es uns besonders, ob bestimmte Verhaltensweisen überzufällig häufig hintereinander oder in Kombination miteinander auftreten.
Verhaltensrating
Manchmal lassen sich die psychologischen Phänomene, die wir untersuchen, nicht auf ganz kleinschrittige Verhaltensweisen runterbrechen. Stattdessen geht es darum, dass für ein längeres Zeitintervall ein Bündel an Verhaltensweisen betrachtet wird. Das Verhaltensrating bietet diese Möglichkeit. Wir setzen in unserer Forschung etablierte Ratingskalen ein, um zum Beispiel die Stimmung im Team von geschulten Ratern einschätzen zu lassen.
Textbasierte Kommunikationsanalyse
Die kleinste Analyseebene, die wir in unserer Forschung betrachten, ist die Wortebene. Jedes Wort kann eine Bedeutung in sich tragen. Zum Beispiel untersuchen wir, ob die Benutzung unterschiedlicher Pronomen (z.B. "ich", "du, "wir") einen Einfluss auf den Zusammenhalt im Team hat. Die computergestützte, textbasierte Kommunikationsanalyse kategorisiert dabei auf Basis von Wörterbüchern jedes einzelne Wort, das im Team geäußert wurde. Hierfür ist vorab eine Transkription der Daten notwendig; Namen werden anonymisiert.
Getreu dem Motto, dass gute Arbeit nur im Team entstehen kann, arbeiten auch wir in unserem TeamLab und darüber hinaus mit anderen Forscher*innen zusammen, um unser Wissen über erfolgreiche Teamarbeit und Führung zu erweitern.
Anbei einige unserer engsten Kooperationspartner*innen:
- Joseph A. Allen, Department of Industrial/Organizational Psychology, University of Nebraska at Omaha
- Claudia Buengeler, Lehrstuhl für Personal und Organisation, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- Fabiola Gerpott, Management mit Schwerpunkt Leadership, WHU - Otto Beisheim School of Management, Düsseldorf
- Hayley Hung, Computer Vision Lab, TU Delft
- Simone Kauffeld, Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- & Sozialpsychologie, TU Braunschweig
- Florian Klonek, Centre for Transformative Work Design, Curtin University Australia
- Steven G. Rogelberg, Organizational Science, University of North Carolina Charlotte
Anbei finden Sie eine Auswahl unserer Publikationen aus den letzten 5 Jahren rund um das Thema Team- und Führungsinteraktion:
- Lehmann-Willenbrock, N., & Chiu, M. M. (in press). Igniting and resolving content disagreements during team interactions: A statistical discourse analysis of team dynamics at work. Journal of Organizational Behavior. doi:10.1002/job.2256
- Meinecke, A. L., & Kauffeld, S. (in press). Engaging the hearts and minds of followers: Empathy and language style matching during appraisal interviews. Journal of Business and Psychology. doi:10.1007/s10869-018-9554-9
- Kauffeld, S., & Meinecke, A. L. (in press). The history of group interaction research. In E. Brauner, M. Boos, & M. Kolbe (Eds.), The Cambridge handbook of group interaction analysis. New York, NY: Cambridge University Press.
- Lehmann-Willenbrock, N., & Allen, J. A. (2018). Modeling temporal interaction dynamics in organizational settings. Journal of Business and Psychology, 33, 325-344. doi:10.1007/s10869-017-9506-9
- Lehmann-Willenbrock, N., Chiu, M. M., Lei, Z., & Kauffeld, S. (2017). Understanding positivity within dynamic team interactions: A statistical discourse analysis. Group & Organization Management, 42, 39-78. doi:10.1177/1059601116628720
- Meinecke, A. L., Lehmann-Willenbrock, N., & Kauffeld, S. (2017). What happens during annual appraisal interviews? How leader-follower interactions unfold and impact interview outcomes. Journal of Applied Psychology, 102, 1054–1074. doi:10.1037/apl0000219
- Lehmann-Willenbrock, N., Allen, J. A., & Belyeu, D. (2016). Our love/hate relationship with workplace meetings: How good and bad meeting attendee behaviors impact employee engagement and wellbeing. Management Research Review, 39, 1293-1312. doi:10.1108/MRR-08-2015-0195
- Meinecke, A. L., & Kauffeld, S. (2016). Interaktionsanalyse in Gruppen: Anwendung und Herausforderungen [Interaction analysis in groups: application and challenges]. Gruppe.Interaktion.Organisation, 47, 321-333. doi:10.1007/s11612-016-0347-1
- Lehmann-Willenbrock, N., Meinecke, A. L., Rowold, J., & Kauffeld, S. (2015). How transformational leadership works during team interactions: A behavioral process analysis. The Leadership Quarterly, 26, 1017-1033. doi:10.1016/j.leaqua.2015.07.003
- Meinecke, A. L., & Lehmann-Willenbrock, N. (2015). Social dynamics at work: Meetings as a gateway. In J. A. Allen, N. Lehmann-Willenbrock, & S. G. Rogelberg (Eds.), The Cambridge handbook of meeting science (pp. 325-356). New York, NY: Cambridge University Press.
- Lehmann-Willenbrock, N., & Allen, J. A. (2014). How fun are your meetings? Investigating the relationship between humor patterns in team interactions and team performance. Journal of Applied Psychology, 99, 1278-1287. doi:10.1037/a0038083
- Lehmann-Willenbrock, N., Allen, J. A., & Meinecke, A. L. (2014). Observing culture: Differences in U.S.-American and German team meeting behaviors. Group Processes & Intergroup Relations, 17, 252–271. doi:10.1177/1368430213497066
- Lehmann-Willenbrock, N., Allen, J. A., & Kauffeld, S. (2013). A sequential analysis of procedural meeting communication: How teams facilitate their meetings. Journal of Applied Communication Research, 41, 365-388. doi:10.1080/00909882.2013.844847