Wirkmechanismen bei Kognitiver Verhaltenstherapie
Wirkmechanismen und Verläufe in der Kognitiven Verhaltenstherapie
Studienleitung: Prof. Dr. Tania Lincoln
Beteiligte Forscher/innen: Dr. Inga Frantz, Dr. Esther Jung, Dr. Martin Wiesjahn, Björn Schlier, Msc.
Projektbeschreibung:
Die Effektivität von Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) bei Schizophrenie ist inzwischen in vielen randomisiert kontrollierten Studien belegt worden. Typischerweise wird dabei die kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit medikamentöser Behandlung entweder mit ausschließlich medikamentös-psychiatrischer Behandlung oder mit medikamentöser Therapie in Kombination mit einer weiteren psychologischen Intervention verglichen. In diesen Studien zeigt sich im Durchschnitt eine Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie über die rein medikamentöse Behandlung hinaus. Bislang unerforscht ist jedoch, was die optimale Länge einer kognitiv-behavioralen Therapie bei Schizophrenie ist. Brauchen Patienten mit psychotischen Störungen längere Therapien als Patienten mit anderen Störungen, wie beispielsweise Angst oder Depression? Können auch mit kürzeren Therapien klinisch relevante Effekte erzielt werden? Unbeantwortet ist zudem, was die eigentlichen Wirkfaktoren der KVT bei Schizophrenie sind. Funktioniert beispielsweise die Therapie dadurch, dass sich Bewertungen von Symptomen auf Seiten des Patienten verändern, oder spielen hier eher andere Faktoren eine entscheidende Rolle, wie beispielsweise die Therapeut-Patient-Beziehung?
Ziel dieser Studie ist es daher, Wirkfaktoren und Therapieverläufe in der Kognitiven Verhaltenstherapie bei Psychosen zu untersuchen. Eine Fragestellung des Therapieprojektes ist, welche Muster von Veränderungen sich in den Therapieverläufen zeigen, und wie sich diese vorhersagen lassen. Dabei werden die Therapieverläufe von Patienten mit Psychosen, die KVT erhalten mit denen von Patienten mit anderen psychischen Störungen verglichen, die ebenfalls KVT erhalten. Des Weiteren werden verschiedene Prädiktoren und Mediatoren für Therapieeffekte und –verläufe identifiziert.
Im Rahmen des Projekts werden Patientinnen und Patienten, die die Diagnose einer psychotischen Störung (ICD-10 F2X.XX) erfüllen sowie Patienten mit anderen psychischen Störungen ( F3X.XX, F4X.XX, F5X.XX, F6X.XX), ambulant mit KVT behandelt. Die Behandlung findet in der psychotherapeutischen Hochschulambulanz der Universität Hamburg statt und dauert etwa ein Jahr. Ein positives Ethikvotum für die Therapiestudie liegt vor. Neben ausführlichen Prä-, Zwischen- und Postmessungen der therapierelevanten Variablen in Selbst- und Fremdbericht sowie der vermuteten Prädiktoren und Mediatoren werden kontinuierlich Verlaufsdaten zur allgemeinen und individuellen Symptombelastung in Form von Stundenbögen erhoben. Insbesondere über die Verlaufsmessung der individuellen Symptomatik werden differenzierte Erkenntnisse über Therapieverläufe und Wirkzusammenhänge in der kognitiven Verhaltenstherapie bei Schizophrenie erwartet.
Projektbezogene Publikationen und Vorträge:
Jung, E., Wiesjahn, M., Rief, W, & Lincoln, T.M. (2015). Perceived therapist genuineness predicts therapeutic alliance in Cognitive Behavioral Therapy for Psychosis. British Journal of Clinical Psychology, 54, 34-48.
Lincoln, T.M. & Schlier, B. (2015). What is the minimal effective dose of CBT in psychosis? – An approximation using therapy process data. Vortrag im Symposium “Cognitive Behaviour Therapy for psychosis: Evidence based efficacy and novel approaches.” (Charis Prof. Dr. Tilo Kircher, Prof. Dr. Steffen Moritz). Gehalten auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Berlin, 2015.