RELATE - Studie zu belastenden verbalen Halluzinationen • DFG-Projekt
Relating Therapie für belastende Stimmen
Randomisiert-kontrollierte Studie • DFG-Projekt
Projektleitung
- Prof. Dr. Tania Lincoln (Universität Hamburg)
Wissenschaftliche Mitarbeiter/in
- Dr. Matthias Pillny (Universität Hamburg)
- Dr. Björn Schlier (Universität Hamburg)
Internationaler Kooperationspartner:
- Dr. Mark Hayward (Director of Research, Consultant Clinical Psychologist & Honorary Senior Lecturer, University of Sussex)
Verantwortliche Biostastikerin
- Prof. Dr. Geraldine Rauch (Charité Universitätsmedizin Berlin, Institute of Biometry and Clinical Epidemiology (BikE))
Beteiligte Zentren
- Psychotherapeutische Hochschulambulanz, Universität Hamburg (Leitung Prof. Dr. Tania Lincoln)
- Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, UKE Hamburg (Leitung Prof. Dr. Jürgen Gallinat)
- IPP Bremen (Leitung Dr. Thomas Lang; in Kooperation mit der Psychiatrischen Fachabteilung, Ameos Klinikum, Bremen, Leitung Prof. Dr. Uwe Gonther)
Förderung
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Projekt LI 1298/9-1
Hintergrund
Auditive Halluzinationen in Form von Stimmen sind häufig mit psychischer Belastung und einer Reduktion des sozialen Funktionsniveaus verbunden. Pharmakologische Ansätze zielen darauf ab, das Stimmenhören komplett zu unterbinden, zeigen aber bei zahlreichen Betroffenen nur eine begrenzte Wirkung. Psychologische Ansätze versuchen hingegen eher durch einen veränderten Umgang mit den Stimmen, die Belastung durch die Stimmen zu reduzieren. Klinisch-psychologische Forschung zeigt, dass Belastung durch Stimmen mit einer Tendenz verbunden ist, sich als Stimmenhörer in einer untergeordneten Position zu sehen und entsprechend auf die Stimmen zu reagieren. Darauf aufbauend wird in einem neuartigen psychotherapeutischen Ansatz namens „Relating Therapy“ versucht, mittels erlebnis- und verhaltensorientierten Methoden eine selbstbewusste, konstruktive Interaktion mit belastenden Stimmen zu stärken.
Grundannahmen und Vorgehen in der Relating Therapie
Das Vorgehen in der Relating Therapie basiert auf den folgenden vier Annahmen:
- Die Art, wie Stimmenhörer auf ihre Stimmen reagieren, kann im Rahmen der Dynamik einer sozialen Beziehung verstanden werden.
- Die Art, wie Stimmenhörer auf ihre Stimmen reagieren, ähnelt der Art und Weise wie sie auf schwierige soziale Beziehungen reagieren.
- Belastende Beziehungen zu negativen Stimmen können – analog zu einer sozialen Beziehung – durch festgefahrene (typischerweise passive oder aggressive) Reaktionen des Hörers aufrechterhalten bzw. „befeuert“ werden, da diese nur begrenzte Möglichkeit haben, die Beziehung zu den Stimmen zu verändern.
- Ein konstruktiver Interaktionsstil in schwierigen Beziehungen (zu Stimmen und zu anderen Menschen) kann die psychische Belastung, Ängste und Stress reduzieren und somit das allgemeine Wohlbefinden, das soziale Funktionsniveau und die psychische Gesundheit steigern.
Stimmenhörer erhalten im Rahmen von Relating Therapie Gelegenheit, das typische eigene Verhalten in schwierigen Interaktionen (mit Stimmen, aber auch mit anderen Menschen) zu rekapitulieren und zu reflektieren. In praktischen Übungen werden Veränderungen in der eigenen Reaktion erprobt und trainiert. Für Stimmenhörer verspricht dieser Ansatz eine Stärkung der eigenen Position hin zu mehr Selbstvertrauen, mehr Durchsetzungsfähigkeit und konstruktiver Abgrenzung von belastenden Stimmen, wodurch letztlich die Belastung durch Stimmen, d. h. Angst und Stress, reduziert werden kann und eine Steigerung der Lebensqualität und des Wohlbefindens bei fortgesetztem Stimmenhören möglich ist.

Stimmenhören, Halluzinationen und Relating Therapy:<br/>Kurz erklärt von Prof. Dr. Tania M. Lincoln
Die RELATE Therapiestudie
In einer ersten kleinen Pilotstudie in England zeigte sich ein großer Effekt dieses Ansatzes auf die stimmenbezogene Belastung der Betroffenen. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt soll daher nun die Wirksamkeit der Relating Therapie in einer größer angelegten Pilot- und Machbarkeitsstudie mit einem randomisiert-kontrollierten Design untersucht werden.
Wir gehen davon aus, dass dieser symptomspezifische Ansatz sich in einer modularen Struktur flexibel in ambulante und stationäre Therapiekonzepte integrieren lässt. In die Studie eingeschlossen werden 75 Patienten mit belastenden verbalen Halluzinationen, die entweder die Relating Therapie oder Standardbehandlung erhalten. Mit dem Nachweis der Effektivität von Relating Therapie stünde ein akzeptabler, praktikabler Interventionsansatz für die Behandlung von belastenden Stimmen zur Verfügung. Durch Testung der Wirkmechanismen im Rahmen der randomisiert-kontrollierten Studie hoffen wir zu belegen, dass die Verringerung in der Belastung durch negative Stimmen tatsächlich eng mit der erfolgreichen Arbeit an einem selbstbewussten, konstruktiven, und durchsetzungsfähigen (kurz: assertiven) Interaktionsstil verbunden ist.
In einer ersten kleinen Pilotstudie in England zeigte sich ein großer Effekt dieses Ansatzes auf die stimmenbezogene Belastung der Betroffenen. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt soll daher nun die Wirksamkeit der Relating Therapie in einer größer angelegten Pilot- und Machbarkeitsstudie mit einem randomisiert-kontrollierten Design untersucht werden.
Aktuelle Studien zum Thema RELATE
Die Anmeldephase zu Relate ist derzeit abgeschlossen. Wir befinden uns bis Mitte 2023 in der Auswertungsphase.